Eine gesunde Entwicklung ist das Ergebnis reicher und vielfältiger Interaktionen zwischen dem Kind und seiner Umwelt, sowohl mit Menschen als auch mit den Dingen um es herum. Obwohl jedes Kind mit bestimmten Charaktereigenschaften, Temperamenten, sensorischen und anderen Stärken und Schwächen geboren wird, sind es die Beziehungen und Interaktionen mit seiner Umwelt und vor allem mit seinen Eltern, die den Fortschritt und die Entwicklung jedes Kindes bestimmen, d.h. inwieweit seine Eltern ihr Kind unterstützen und auffordern, seine Stärken und Schwächen zu entwickeln. 

Aufwachsen & Erzogen werden

Kinder wachsen nicht von alleine auf, und die Entwicklung geschieht nicht einfach automatisch. Vielmehr müssen Kinder von einfühlsamen und aufmerksamen Erwachsenen erzogen werden, die sie in ihrem Wachstum und Aufwachsen unterstützen und begleiten.

Unser Verstand entwickelt sich durch Interaktion, zunächst vor allem mit anderen Menschen durch soziale und emotionale Beziehungen, dann aber zunehmend auch durch die Interaktion und das aktive Erforschen der Umwelt und der Welt der Gegenstände durch das Kind.

Katastrophale Veränderungen“ und Entwicklungsgewinn

Da die menschliche Entwicklung interaktiv abläuft, verläuft sie nie linear, sondern ist ein Prozess mit ständigen Krisenmomenten und „katastrophalen Veränderungen“ (W. Bion): Wenn eine neue Idee auftaucht, sorgt sie für Chaos und Turbulenzen in der Persönlichkeit, indem sie den aktuellen Status quo stört und so dazu zwingt, bisherige Ideen zu überdenken. Es gilt, neue und ungewohnte Wege zu finden, weil die „alten Wege“ nicht mehr geeignet sind und aufgegeben werden müssen, – und jeder weiß, wie schwierig Veränderungen sind.

Diese Krisenmomente, die neuen Entwicklungsfortschritten vorausgehen, nennt Dr. Brazelton „Touchpoints“: schmerzhafte Phasen des Wandels und des Übergangs von einem Geisteszustand zu einem anderen, auf die sich Kind und Familie einstellen müssen. Aber diese Erfahrungen mit „katastrophalen Veränderungen“, das Aufgeben alter Gewohnheiten und Annehmen neuer Umgangsweisen, sind für die gesunde geistige Entwicklung und den Fortschritt eines Kindes unerlässlich und unvermeidlich, und führen zu einer fundamentalen Transformation oder Verwandlung. Wie bei einem Schmetterling beinhaltet die echt Tranformation verschiedene Phasen der ‚katastrophalen Veränderung‘ vom Ei über die Raupe, Verpuppung bis zum Schlüpfen des Schmetterlings.

Die Entwicklungserfolge bauen in einem Prozess kontinuierlicher Krisen „katastrophaler Veränderungen“ aufeinander auf, der an jedem Wendepunkt entweder zu einem „Zusammenbruch“ oder einem „Durchbruch“ führen kann, d.h. entweder zu einem regressiven Beharren auf dem Wunsch, alte und einfachere (primitivere) Wege beizubehalten, oder zu einer progressiven Annahme der neuen Herausforderungen, um neue und ausgereiftere Wege zu finden und positiv auf das, was das Leben bringt, zu reagieren.

Die wichtigsten Wendepunkte in der Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes

1. Ins Leben kommen: VOR DER GEBURT
Die erste Erfahrung des Seins und des Kennenlernens der eigenen Empfindungen und Geräusche sowie des Lebens bereits im Mutterleib.

2. Der Schock, auf die Welt zu kommen: GEBURT
Bei der Geburt aus dem warmen, sicheren „Inneren“ des Mutterleibs herausgestoßen zu werden, bedeutet, dass sich das Baby an eine völlig neue Erfahrungswelt voller Empfindungen, Geräusche, Anblicke, Gefühle und Beziehungen anpassen muss.

3. Die Freude, ein Baby zu sein: Das Gefühl, die Kontrolle über die BRUST/FLASCHE zu haben
Die Entdeckung, „ein Gegenstück“ zu finden, das genau seinen Bedürfnissen entspricht, wenn sein hungriger Mund die Brustwarze findet und zum ersten Mal die Milch schmeckt, erfüllt das Baby mit Staunen und Lust auf mehr.

4. Trauer über den Verlust, KEIN Baby mehr zu sein: ENTWÖHNEN/ ABSTILLEN
Sich mit der Trauer über den Verlust der Brust/Flasche abzufinden, „verändert den Geist“ und eröffnet neue Möglichkeiten für die Entstehung von Vorstellungen vom Erwachsenwerden und der Vorfreude auf die große weite Welt.

5. Groß sein wollen wie Mama/Papa: IDENTIFIKATION & RIVALITÄT

Das Kind nimmt die Welt um sich herum immer bewusster wahr und entwickelt Gefühle von Eifersucht auf andere Menschen, auf seine Geschwister, aber vor allem auf seine Eltern und möchte so sein wie sie.

6. Die Erkenntnis, dass Großwerden Anstrengung erfordert: Den eigenen EGOZENTRISMUS aufgeben müssen
Es ist ein Schock, wenn das Baby merkt, dass sein Brabbeln noch kein Sprechen ist und dass es sich anstrengen muss, um zu lernen, zuzuhören, seine Aufmerksamkeit einzusetzen, sich zu bemühen und zu üben

7. Lernen, sich zu beherrschen: TOILETTENTRAINING
Zum ersten Mal in seinem Leben bittet die Mutter/Betreuungsperson das Baby, ihr etwas zu geben, das ihm gehört (= sein Pipi und Kacka), und es muss akzeptieren, „wie wir die Dinge hier machen“ (= die Toilette benutzen), weil es Gutes und Schlechtes gibt – und die „schlechten Dinge“ weggeworfen werden müssen.

8. Einer von vielen werden: SCHULANFANG/ KINDERGARTEN
Teil einer Gruppe zu werden bedeutet, den Status als „Mamas besonderes Baby“ aufzugeben und „eines der großen Kinder“ zu werden. Dies bedeutet, dass das Kind in der Lage sein muss, mit dem Verlust umzugehen, und sich in seiner Fantasie Mama vorstellen und in den emotionalen Wirren der Gleichaltrigen behaupten zu können.

9. Der Wunsch, dazuzugehören: ADOLESZENZ
Die Gleichaltrigengruppe wird nun zum wichtigsten Einfluss und das Kind wird zu einem Fremden für seine Familie, der mit den Eltern um das Erwachsensein konkurriert.

Sibylle Janert mit Dank an Franco Scabbiolo(Psychoanalytiker, Oxford) für Seminare und Gespräche

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